Regina Heinz & Mimi Joung
Rule Breaking
Reflecting pasts – imagining futures
Zeitgenössische Keramik aus London
8. Juli bis 27. August 2023
Die Ausstellung vereint zwei Künstlerinnen, die unabhängig voneinander seit etwa 30 Jahren in London leben und mit traditionellen keramischen Techniken und dem uralten Material Ton arbeiten. Zwar handelt es sich um völlig unterschiedliche Ansätze und Herangehensweisen, mit denen sie ihre jeweiligen Werke in autonomer Handschrift seit Jahrzehnten handhaben und weiterentwickeln – Regina Heinz (Österreich) variiert und vervielfältigt Steinzeugplatten für großformatige Wandinstallationen, Mimi Joung (Süd-Korea) fertigt Schriftzüge aus Porzellanmasse und formt daraus filigrane Gefäße. Beide jedoch haben eine eigenständige innovative „Sprache“ entwickelt, die die Grenzen der von der Gesellschaft akzeptieren Kategorien von Keramik und bildender Kunst überschreiten und einen neuen und originellen Blick auf das Kunstschaffen ermöglicht.
Regina Heinz‘s großflächige Wandskuplturen bewegen sich im Wirkungsbereich von Malerei, Skulptur und Architekturkeramik. Inspiriert von Wasser schuf sie eine dreidimensionale „Kachelform“ und keramische Module, die gleich „Pixel“ zu Wandinstallationen zusammengesetzt werden und subtile Farbschattierungen, taktile Tonoberflächen und das Spiel von Licht und Schatten in Architekturräume einführen.
Regelmässiger Rasteraufbau und genaue Designs sind wichtige Komponenten der künstlerischen Komposition. Regina Heinz gelingt es jedoch, in Kombination mit organischen Formen, malerischen Glasuren und hoch reflektierenden Oberflächen, die an sanft bewegende Wasserreflektionen erinnern, ein Gleichgewicht von Zufall und Kontrolle zu schaffen, das ihren Kreationen sowohl Geometrie als auch Sinnlichkeit verleiht.
Regina Heinz‘s Wandgestaltungen sind oft “site-specific“. Sie nehmen dadurch Rücksicht auf spezielle Gegebenheiten des Raumes, wofür sie geschaffen werden, sowohl in ästhetischer als auch konzeptioneller Hinsicht. In Siegburg wird sie neben einer Reihe von kleinen handbemalten Einzelstücken zwei großflächige Installationen präsentieren, die von den Lichtverhältnissen des Ausstellungsraumes inspiriert sind bzw. das Stadt-Logo als Designgrundlage verwenden, eine spezielle „Hommage“ an die Architekturgeschichte und Identität der Stadt.
In ihren Arbeiten vermittelt Mimi Joung „Bedeutung“ durch Form, Farbe und das Wort. Diese Inhalte verändern sich je nach Ausstellungsort und sind ein Ergebnis ihrer Reaktionen auf die künstlerische Herausforderung und ihrer eigenen Befindlichkeit. Über die Jahre schuf sie so unterschiedliche Kunstwerke wie Objekte inspiriert von Gegenständen aus Wohltätigkeitsgeschäften sowie große öffentlichen Wandinstallationen, dazu intendiert, wieder zerlegt und an ihr Publikum verteilt zu werden.
In ihren neuesten Arbeiten nimmt Mimi Joung Bezug auf das geschriebene Wort von Englischen und amerikanischen Dichtern wie Richard Brautigan (in „Watermelon Sugar“), T S Elliot („Four Quartets“) and Virginia Woolf („The Waves“).
Sie „schreibt“ den Text in Porzellan mithilfe des Malhorns und setzt ihn zu lichtdurchlässigen Gefäßen und abstrakten Wandtafeln zusammen. Diese Gefäße und Tafeln, manchmal farbig- bunt, manchmal monochrom, werden Vehikel für unsere eigenen Gefühle und Bedeutungen, auch wenn die Worte unsichtbar und unleserlich werden.
Mimi Joungs Arbeiten für die “Rule Breaking” Ausstellung in Siegburg basieren auf den Romanen des deutschen Schriftstellers Hermann Hesse, im Speziellen auf seinem Roman „Das Glasperlenspiel“ und seinem Interesse an östlicher Philosophie. Im Besonderen wurde Mimi Joung jedoch von der Keramiksammlung des Siegburger Stadtmuseums inspiriert. Siegburg war ein bedeutender Keramikproduzent vom Mittelalter bis ins 17. Jahrhundert, und bis heute bleiben die berühmten Keramikkrüge hochgeschätzte Sammlerobjekte. Mimi Joung reflektiert Siegburgs Geschichte und Keramiktradition und ihre Entwicklung, als neue Techniken, Materialien und Traditionen aus dem fernen Osten zugänglich wurden.
In dieser Ausstellung reflektieren beide Künstlerinnen Siegburgs geografische Gegebenheiten, seine Historie und Architektur sowie seine keramische Vergangenheit, und entwerfen gleichzeitig mögliche Zukunftsperspektiven, sinngemäß und symbolisch.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.